Das Mobilitätsverhalten wurde im Geschäftsjahr 2021 durch die Coronapandemie beeinflusst. Der Finanzierungsbetrag der Stadt Oberhausen konnte dennoch erneut reduziert werden. Das laufende Geschäftsjahr ist geprägt vom weiteren Ausbau der Elektromobilität.
Ein Blick zurück: Das Geschäftsjahr 2021 in Zahlen
Das öffentliche und das private Leben wurde im Jahr 2021 durch regelmäßige Gesetzesanpassungen aufgrund des Infektionsgeschehens beeinflusst. Auswirkungen auf den ÖPNV sind sowohl im Hinblick auf die Fahrgastzahlen als auch auf die Ertragslage nicht ausgeblieben.
Für das Jahr 2021 belaufen sich die Erträge der STOAG auf 34.315 TEUR und liegen damit um 2,51 % unter dem Vorjahreswert (35.198 TEUR). Sie setzen sich zusammen aus Verkaufserlösen, Zinserträgen, der ÖPNV-Pauschale, dem ÖPNV-Rettungsschirm und sonstigen betrieblichen Erträgen.
Für die Beförderung von 26,2 Mio. Fahrgästen, für den Unterhalt von 131 Bussen, sechs Straßenbahnen und der ÖPNV-Infrastruktur sowie für die Beschäftigung von 432 Mitarbeitenden sind Gesamtaufwendungen in Höhe von 52.191 TEUR (Vorjahr: 51.104 TEUR) entstanden.
Das Betriebsergebnis der STOAG weist mit 17.631 TEUR einen um 5,3% höheren Zuschussbedarf auf als im Vorjahr (16.737 TEUR).
Die Erträge aus Beteiligungen und Wertpapieren sind gestiegen und betragen 10.293 TEUR, im Vorjahr beliefen sie sich auf 7.689 TEUR. Grund dafür ist die Ausschüttung der evo AG, die im Vorjahr um circa 50 % reduziert war. Der verbleibende Finanzierungsbetrag für die Stadt Oberhausen konnte deutlich reduziert werden – er beträgt 8.278 TEUR (Vorjahr 10.086 TEUR).
Um auch zukünftig das ÖPNV-Angebot in hoher Qualität und gewohntem Umfang aufrechtzuerhalten, hat die STOAG im Geschäftsjahr 2021 Investitionen in Höhe von 1.458 TEUR getätigt, unter anderem in die Sanierung der Brücken Lipperfeld und Fahrnhorststraße aus dem ÖPNV-Investitionsprogramm sowie in die Ausstattung sämtlicher Fahrzeuge mit WLAN. Die STOAG konnte trotz des Einflusses der Pandemie dank der Unterstützung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle geplanten Projekte realisieren bzw. weiterentwickeln.
Corona hat zu einem Rückgang der Fahrgastzahlen um rund 24 % gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019 geführt. Insgesamt haben im Geschäftsjahr 2021 26,2 Mio. Fahrgäste die Busse und Straßenbahnen der STOAG genutzt (2019: 34,5 Mio., 2020: 23,7 Mio.).
Aktuell steigen die Fahrgastzahlen insbesondere bedingt durch das preisgünstige 9-Euro-Ticket. Heute liegen die Zahlen bei 95 % des Vergleichszeitraumes 2019. Von einer attraktiven Nachfolgeregelung wird es abhängen, ob sich die Fahrgastzahlen dauerhaft erholen.
Der Blick nach vorne: Projekte im Jahr 2022
9-Euro-Ticket
Als Reaktion auf die gestiegenen Kraftstoffkosten hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket für Bürgerinnen und Bürger beschlossen. Als Teil dieses Pakets wurde das 9-Euro-Ticket für einen Aktionszeitraum von drei Monaten eingeführt. Bis heute hat die STOAG insgesamt 90.000 Tickets verkauft, dazu kommen monatlich rd. 22.800 Abonnenten, die zwischen Juni und August ebenfalls vom 9-Euro-Ticket profitieren. Die daraus resultierenden Einnahmeverluste der Verkehrsunternehmen werden ausgeglichen.
Direkt im Anschluss an das 9-Euro-Ticket gibt es in NRW in den Monaten September und Oktober eine Aktion für Abonnenten, die in diesem Zeitraum mit ihrem Abo-Ticket an allen Wochenenden, am Tag der Deutschen Einheit und während der Herbstferien ohne zusätzliche Kosten und in Begleitung von weiteren Personen durch ganz NRW fahren können.
Offen ist, wie sich die weitere Tarifentwicklung darstellt. Die Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket haben gezeigt, dass die Einfachheit und Bezahlbarkeit des Tickets wesentliche Kriterien für die Akzeptanz sind. Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern auch im Sinne der definierten Klimaziele die Nutzung des ÖPNV mit einem einfachen und attraktiven Tarifmodell zu ermöglichen. Die Erfahrungen mit dem 9-Euro-€-Ticket haben gezeigt, dass dies funktioniert.
Elektromobilität
Die Umsetzung der Elektromobilität bei der STOAG schreitet voran. Ende des Jahres werden 15 batterieelektrische Solobusse vom Typ LF-122 der Firma VDL Bus & Coach geliefert. Hierbei handelt es sich um eine ganz neue Generation von E-Bussen, die erstmals in Deutschland fahren werden – eine deutsche Premiere also.
Ab Januar werden die Busse auf den Linien SB97/952, 953, 956 und 961 eingesetzt. Nach dem Prinzip des „Opportunity charging“ erfolgt die Energieversorgung der HV-Speicherbatterien an vier Ladestandorten der Endhaltestellen im Liniennetz:
• Everslohstraße – Linien SB97/952 (Sterkrade Bf - Anne-Frank-RS- Everslohstr.)
• Wehrstraße – Linien 953/961 ( Wehrstr - Bottrop-Spechtstr.)
• Goerdelerstaße – Linie 956 (Wehrstr. - Goerdelerstr.)
• Hirschkamp – Linie 954 (Sterkrade Bf – Hirschkamp)
Perspektivisch ist der Bau weiterer Ladestationen an Endpunkten im Netz geplant. Auf dem Betriebshof werden darüber hinaus 18 Ladestationen errichtet - die Baumaßnahme hat im August begonnen.
Diese Bau- und Beschaffungsmaßnahmen werden von Bund und Land gefördert. Für die Ladeinfrastruktur werden 90 % der Investitionskosten vom Land NRW bezuschusst. Die Investitionsmehrausgaben für die Beschaffung der batterieelektrischen Busse werden mit 60 % vom Land NRW und 20 % vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Mit Mehrausgaben ist hier die Differenz der Anschaffungskosten zwischen Diesel- und batterieelektrischen Busse gemeint.
Für die zukünftige Busbeschaffung hat die STOAG bereits eine Projektskizze für eine Förderung von weiteren 13 Solobussen und 9 Gelenkbussen mit batterieelektrischer Antriebstechnologie beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr eingereicht. Bei positivem Bescheid wird die STOAG einen Förderantrag für eine Bezuschussung in Höhe von 80 % der Investitionsmehrausgaben einreichen.
Im Hinblick auf die definierten Klimaziele und der Entwicklung des ÖPNV im Oberhausener Liniennetz ist es Ziel der STOAG, den gesamten Busbetrieb bis Anfang des kommenden Jahrzehnts auf batterieelektrisch umzustellen.
Revierflitzer ®
Das On-Demand-Angebot in Oberhausen wurde Anfang 2021 auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Als ergänzendes ÖPNV-Angebot wird der Revierflitzer ® von den Bürgerinnen und Bürgern intensiv genutzt. An Wochenenden bestellen durchschnittlich 200 Fahrgäste die LEVC-Fahrzeuge. Auf lange Sicht kann solch ein On-Demand-Angebot als Ersatz für Linien in nachfrageschwachen Zeiten eingesetzt werden.
Linie 105
Der „Masterplan Neue Mitte“ wird von der Stadt Oberhausen mit Einbindung der STOAG erarbeitet. Ziel ist unter anderem die großräumige Entwicklung des Gebiets für Wohnraum und Verkehr. Durch die Linie 105 wird dieses Gebiet an den ÖPNV angeschlossen. Am 16. Mai hat der Rat der Stadt das Vorhaben mit dem Ziel der Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 von Essen-Frintrop bis Neue Mitte Oberhausen beschlossen. Die Planfeststellung wird durch die STOAG zusammen mit dem Bereich Mobilität der Stadt Oberhausen durchgeführt. Hierfür wurde im Januar 2022 ein Förderantrag beim VRR eingereicht.
XBus-Linie 42
Gemeinsam mit der Vestische Straßenbahnen GmbH ist die STOAG am 12. Juni mit der neuen XBus-Linie 42 an den Start gegangen. Expressbusse sorgen für einen hochwertigen und zeitgemäßen Schnellverkehr mit direkten Fahrwegen, kurzen Reisezeiten und einem sehr guten Anschluss an die Schiene. Dadurch sollen vor allem Pendlerinnen und Pendler in ländlichen Regionen oder im Umland der großen Zentren eine lohnende Alternative zum eigenen Auto erhalten.
Durch die bewährte gute Zusammenarbeit zwischen VESTISCHE und STOAG konnte die Linie X42 als eine der ersten von sieben geplanten XBus-Linien im VRR-Raum den Betrieb aufnehmen. Nicht nur die schnelle Umsetzung der Linie, sondern auch die Inanspruchnahme ist ein voller Erfolg. Zu Spitzenzeiten nutzen rund 50 Fahrgäste die Linie X42 entlang der Strecke Oberhausen – Dorsten – Bottrop, Movie Park.
Text-to-speech an Haltestellen
Die STOAG hat im Jahr 2022 die ersten 62 dynamischen Anzeigetafeln an Haltestellen mit einer barrierefreien „Text-to-speech“ Vorlesefunktion ausgerüstet. Diese Technik macht die bisher ausschließlich visuell angezeigten Fahrtinformationen nun für sehbeeinträchtigte Menschen hörbar.
Auf Knopfdruck in 85 cm Höhe direkt am Mast wird zunächst die Uhrzeit angesagt, anschließend die Fahrtinformation und zum Schluss eventuell vorhandene Sondertexte, die auf Besonderheiten hinweisen. Aktuell sind 45 DFO-light Anzeiger und 17 DFO-Anzeiger mit dieser Funktion ausgerüstet. Die älteren Anzeiger, die schon seit 2006 das Stadtbild prägen, sollen ab dem Jahr 2023 mit dieser Funktion nachgerüstet werden. Darüber hinaus sind für das Jahr 2023 50 weitere DFO-light Anzeiger vorgesehen, die auch mit der neuen Funktion ausgerüstet werden. Alle Maßnahmen werden vom VRR mit 90 % gefördert.
Sport- und Bäderfahrten
Mit Schulbeginn übernimmt die STOAG die Sport- und Bäderfahrten für Schülerinnen und Schüler in Oberhausen. Für das kommende Schuljahr werden 11 bis 18 Busse je nach Bedarf eingesetzt, um Fahrten für 38 Schulen durchzuführen.
Zitat Werner Overkamp
„Ein leistungsfähiger ÖPNV ist unabdingbar zum Erreichen der Mobilitätswende. Dazu gehören neue Verkehrsangebote wie zum Beispiel die Expressbusse, der Ausbau und die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten, bessere Angebote in der Fläche sowie attraktive Ticketangebote. Um die politisch vorgegebenen Klimaziele im Verkehr bis 2030 zu erreichen, muss das Leistungsvolumen zwischen 25 % und 30 % erhöht werden. Ohne gesicherte zusätzliche finanzielle Mittel durch Bund und Land ist das nicht möglich, geade in Zeiten steigender Energiekosten. Die Städte und Kommunen gerade im Ruhrgebiet können diese Ausgaben nicht alleine schultern. Fatal wäre es, müssten ausgerechnet finanziell schwache Kommunen ihr Verkehrsangebot deshalb kürzen.“